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Wo du dich nicht mehr verstecken kannst

Karin Weigl und Hannes Gessoni in LostPlace Vienna

Warum Gruppenselbsterfahrung kein Luxus, sondern Notwendigkeit für wirksame Führung ist

Es gibt Seminare, Trainings, Bücher, Zertifikate. Du kannst dich als Führungskraft schulen lassen – in Kommunikation, Strategie, Change, New Work, Agilität. Du kannst Feedbackbögen ausfüllen, Assessmentcenter durchlaufen, Potenziale analysieren lassen. Alles ok. Solche Trainings habe ich viele Jahre lang durchgeführt.

Aber eines kann dir kein Training dieser Welt geben:
Echte Begegnung mit dir selbst.
Und genau da beginnt Führung.

Führung ist persönlich – oder sie ist gar nicht

Du kannst dir noch so viele Modelle aneignen – wenn du dich selbst nicht kennst, werden sie dich besonders in anspruchsvollen Situationen nicht retten. Du kannst brillieren in Meetings – und trotzdem blinde Flecken produzieren, die dein Team lähmen. Du kannst nach außen souverän auftreten – und innerlich trotzdem von alten Mustern gesteuert werden.

Was du brauchst, ist nicht noch ein Tool.
Was du brauchst, ist ein Raum, in dem du dich selbst triffst. Ungefiltert. Echtheit statt Etikette.
Nicht zur Selbstbespiegelung. Sondern zur Selbstklärung.

Warum Gruppe? Weil du allein nicht siehst, was du ausblendest

Kein Mensch erkennt seine blinden Flecken im Spiegel. Aber andere sehen sie. In der Gruppenselbsterfahrung entsteht ein Resonanzraum,

  • der dich konfrontiert – nicht verletzend, sondern klar.
  • der dir Feedback gibt – nicht standardisiert, sondern ehrlich.
  • der dich herausfordert – nicht intellektuell, sondern existenziell.

Weil da Menschen sitzen, die dich nicht bewerten, aber sehr wohl wahrnehmen.

Menschen, die erleben, wie du sprichst.
Wie du schweigst.
Wie du dich verteidigst.
Wie du vermeidest.
Wie du dich zeigst.
Wie du dich ziehst.

Und plötzlich spürst du: Ah – darum geht’s.

Stimmt: das ist nicht Wellness. Das ist Arbeit. Aber die richtige.

Gruppenselbsterfahrung ist kein Wohlfühlprogramm. Es ist kein „Ich finde mich selbst“-Retreat. Es ist ein Labor für deine Führungsidentität.
Du lernst, was du mitbringst – biografisch, emotional, systemisch. Du erkennst, welche Muster dich leiten – bewusst und unbewusst. Du wirst dir deiner Wirkung klar. Deiner Grenzen. Deiner Möglichkeiten.

Und du entwickelst das, was heute kaum jemand laut benennt – aber jede Organisation verzweifelt sucht:

  • Tiefe.

  • Bewusstheit.

  • Charakter.

  • Haltung.

Wer führen will, muss in der Lage sein, sich selbst auszuhalten

Das ist die Königsdisziplin. Nicht Entscheidungen treffen. Nicht Zahlen lesen. Nicht Zielbilder zeichnen.

Sondern:

-> In unklaren Situationen handlungsfähig bleiben.
-> In Druckmomenten nicht ausrasten.
-> In Konflikten präsent bleiben.
-> In Beziehungen verbindlich sein.

Und das lernt man nicht aus einem Workbook.
Das entwickelt man im Kontakt. Mit echten Menschen. In echter Tiefe. Im echten Spiegel der Gruppe.

Führung ist kein Status. Sie ist ein Entwicklungsweg.

Wer diesen Weg geht, verändert nicht nur sich selbst.
Er verändert, wie Organisationen funktionieren.
Wie Kultur entsteht.
Wie Vertrauen möglich wird.
Wie Sinn greifbar wird.

Deshalb mein Appell:

Wenn du es ernst meinst mit Führung – geh in die Selbsterfahrung.
Nicht, um dich zu reparieren.
Sondern um dich zu erkennen.
Nicht, um besser zu funktionieren.
Sondern um wahrhaftiger zu handeln.

Am Ende wirst du nicht daran gemessen, wie viel du weißt!

Sondern wie viel von dir du einbringst.

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